Über das Projekt
Die Digitalisierung der Hochschullehre bringt diverse Chancen und zu vermeidende Risiken mit sich. Während digitale Lerninhalte von Studierenden mit individuellen Bedarfen zwar als hilfreich für den Studienerfolg empfunden werden, gilt es dennoch durch die Digitalisierung neu entstandene Barrieren abzubauen. Es muss eine chancengerechte Teilhabe an der digitalen Lehre für alle Studierende gewährleistet werden, wie dies auch im Hochschulrahmengesetz gefordert ist.
Das Ziel von SHUFFLE ist es, eine systematische Verbesserung der aktuellen Situation digitaler Barrierefreiheit an deutschen Hochschulen zu erreichen. Bei der Analyse und Umsetzung der Maßnahmen werden Lehrende und Studierende mit eingebunden und es wird nach dem Universal Design for Learning (UDL) Ansatz gearbeitet. Die Grundsätze von UDL führen dazu, dass von zugänglichen Lernmaterialien und -umgebungen alle Studierende profitieren können.
Um einen nachhaltigen und langfristigen Nutzen zu gewährleisten, werden die Ergebnisse der gesamten Projektarbeit durch die Entwicklung eines Reifegradmodells gestützt. Dadurch sollen auch andere Hochschulen den Zustand der Barrierefreiheit ihrer digitalen Hochschullehre anhand von multidimensionalen Daten messen, bewerten und systematisch verbessern können. Noch während der Projektlaufzeit werden die entwickelten Maßnahmen an Pilot-Hochschulen ausgerollt und evaluiert, sodass eine Skalierung der Projektergebnisse bereits in der Projektlaufzeit stattfindet.
Alle im Projekt erarbeiteten Ergebnisse werden der Öffentlichkeit kostenlos zur Verfügung gestellt und der gesamte Quellcode als Open-Source veröffentlicht.
Projektverlauf
SHUFFLE unterteilt sich in drei Projektphasen mit zwölf Arbeitspaketen (AP). Die Entwicklung des Reifegradmodells verbindet alle Phasen miteinander.
Phase 1
... legt den Grundstein für einen studierenden- und lehrendenzentrierten Projektverlauf. Alle Projektpartner arbeiten in dieser Phase gemeinsam.
AP01:
Bedarfsanalyse und Reifegradmodell
Das Arbeitspaket 1 wendet sich der Analyse des IST-Zustands der digitalen Barrierefreiheit an den Verbundhochschulen zu, insbesondere aus der Perspektive der Studierenden sowie der Lehrenden. Es werden u. a. die individuellen Bedarfe der Studierenden sowie die Erfahrungen, Kenntnisse und Weiterbildungswünsche der Lehrenden quantitativ und qualitativ erhoben. Die Ergebnisse fließen in die anderen Arbeitspakete des Projektes ein. Ebenso soll in diesem Arbeitspaket ein erster Entwurf des SHUFFLE Reifegradmodells entstehen, welches im weiteren Projektverlauf evaluiert und verfeinert wird.
Phase 2
... beschäftigt sich mit verschiedenen Teilaspekten des Ausbaus der digitalen Barrierefreiheit. Die Arbeitspakete werden entsprechend der Expertise der Projektpartner (teils kooperativ) bearbeitet.
AP02:
Digitalisierungsstrategie und Curricula
Um nachhaltig digitale Barrierefreiheit zu gewährleisten, ist eine konsequente Verankerung von Grundsätzen und Bedingungen dieser in Prozesse der Organisationsentwicklung in technischer, inhaltlicher und sozialer Hinsicht notwendig. Das Arbeitspaket entwickelt Umsetzungsstrategien zur systematischen Stärkung von digitaler Barrierefreiheit unter Partizipation von Studierenden mit individuellen Bedarfen und Einbezug der Qualitätsentwicklungsorgane. Fokussiert werden hierbei u. a. Digitalisierungsstrategien, Curricula sowie Studien- und Prüfungsordnungen an Hochschulen.
AP03:
Unterstützung von Lehrenden beim Erstellen barrierefreier Lernmaterialien
Entsprechend dem Universal Design for Learning beschäftigt sich Arbeitspaket 3 mit der Zugänglichkeit von Inhalten und Methoden in digitaler Lehre. Schließlich ist dies eine Voraussetzung für das erfolgreiche Lernen aller Lernenden. Um das zu gewährleisten, bedarf es u. a. der Nutzung verschiedener Darstellungsformen und der Bereitstellung vielfältiger Möglichkeiten zur Auseinandersetzung mit den Lerninhalten. Das Ziel von AP03 ist es, Lehrende bei der Erstellung von barrierefreien Lernmaterialien nachhaltig zu unterstützen.
AP04:
Live-Untertitelung und -Übersetzung von Lehrveranstaltungen
In Arbeitspaket 4 wird ein genauerer Blick auf die Unterstützung von Studierenden mit Hörbeeinträchtigungen geworfen. In Vorlesungen, Vorträgen oder Konferenzen sind sie auf persönliche Assistenz, wie Gebärdendolmetscher*innen, oder technische Lösungen, wie Aufnahme-Equipment, angewiesen. Da aus technischer Sicht jedoch eine automatische Spracherkennung und dessen Übersetzung in geschriebene Untertitel möglich ist, sollen diese Möglichkeiten in Arbeitspaket 4 in die Open Source Videoplattform BigBlueButton integriert werden. Dabei profitieren nicht nur Studierende mit Hörbeeinträchtigung von einer Live-Untertitelung und Live-Übersetzung, sondern alle Studierende.
AP05:
Multimodale Lernskripte
Im Sinne der differenzierten Zugänglichkeit von Lerninhalten bieten Multimodale Lernskripte neue didaktische Gestaltungsmöglichkeiten, indem Lerninhalte in verschiedenen Formaten miteinander verknüpft werden. Zu diesen zählen beispielsweise Vorlesungs- oder Seminaraufzeichnungen, Folien von Vorlesungen, Transkripte, über die sich Vorträge durchsuchen lassen, Untertitel in deutscher und englischer Sprache, optionale Übersetzungen in deutsche Gebärdensprache und Audiodeskriptionen. Multimodale Lernskripte ermöglichen zeitlich variable und unterschiedlich sinnlich wahrnehmbare Zugriffe auf Lerninhalte. Automatisierte Erstellungsprozesse bieten zudem eine erhebliche Zeitersparnis bei der barrierefreien Aufbereitung von Materialien.
AP06:
'Blind Date' - Digitale Plattform mit virtuellen SmiB
Damit digitale Barrierefreiheit in der Lehre nachhaltig umgesetzt werden kann, muss ein grundlegendes Bewusstsein für die Belange von Studierenden mit individuellen Bedarfen (SmiB) an den Hochschulen vorhanden sein. Vor diesem Hintergrund wird in dem Arbeitspaket 6 eine digitale Plattform entwickelt, die durch virtuelle Begegnungen mit Studierenden („Personas“) typische Barrieren aufzeigen und Hochschulangehörige für individuelle Belange von Studierenden sensibilisieren soll. Ebenso werden Informationen und Materialien über digitale Barrierefreiheit auf der Plattform integriert. Ein zentrales Anliegen ist, dass die Plattform in Zusammenarbeit mit als Expert*innen fungierenden Studierenden mit individuellen Bedarfen entwickelt wird.
AP07:
Qualifizierungsprogramme und Zertifizierung für Lehrende & Studierende
Als weitere Maßnahme für nachhaltige barrierefreie digitale Lehr- und Lernangebote müssen Kompetenzen in der inklusionsorientierten Hochschuldidaktik gefördert werden. Im Arbeitspaket 7 werden Schulungen für Lehrende, Mitarbeitende und Studierende konzipiert und daraufhin durchgeführt, um Wissen und Kompetenzen zum Thema digitale Barrierefreiheit zu etablieren. Die Schulungen sollen mit einem Zertifikatsprogramm verknüpft werden.
AP08:
Moodle - Barrierefreie Lernplattform und E-Prüfungen
Als Lernplattform bildet Moodle die Grundlage für ein digitales Lehr- und Lernangebot. Hier werden Module, Lernräume, Materialien, Wikis, Chats, Foren und digitale Prüfungen angeboten und von Lehrenden und Studierenden genutzt. Das Arbeitspaket 8 soll gewährleisten, dass auch Studierende mit individuellen Bedarfen die Lernplattform ohne Funktionsverlust nutzen können.
AP09:
ILIAS - Barrierefreie Lernplattform und E-Prüfungen
Neben Moodle ist ILIAS eine weitere Lernplattform. In Arbeitspaket 9 soll parallel zu Arbeitspaket 8 ILIAS hinsichtlich der Barrierefreiheit analysiert und verbessert werden. Das übergeordnete Ziel des Arbeitspakets ist es, dass alle Studierende mit individuellen Bedarfen die Lernplattform nutzen können.
Phase 3
... dient einer nachhaltigen Implementation der Projektergebnisse.
AP10:
Nachhaltigkeit - Transfer und Skalierung
Arbeitspaket 10 beschäftigt sich mit der Nachhaltigkeit, dem Transfer und der Skalierung der etablierten Maßnahmen zur digitalen Barrierefreiheit. Das SHUFFLE-Reifegradmodell dient dabei als Grundlage, sodass andere Hochschulen bei der Verbesserung der digitalen Barrierefreiheit an ihrer Hochschule das Reifegradmodell nutzen können.
Fortlaufend
...diese Arbeitspakete arbeiten unabhängig zur Phase des Projektes.
AP11:
Ethics and Privacy by Design
Wo viele Gruppen im Spiel sind, da braucht es Aushandlung. Wo Technologie zum Einsatz kommt, da müssen präventiv unerwünschte Folgen ausgeschlossen werden. Deswegen wirft mit dem Arbeitspaket 11 auch die Ethik einen Blick auf das Thema digitale Barrierefreiheit. In AP11 werden ethische und datenschutzrechtliche Screenings und Monitorings aller Arbeitsschritte durchgeführt – und zwar im Sinne des „Ethics By Design“-Ansatzes: von Beginn an und prozessbegleitend. Ein übergeordnetes Ziel: das Bewusstsein für ethisch implizierte Aspekte von Barrierefreiheit zu schärfen sowie eine ethische Haltung bei Technikfragen zu entwickeln.
AP12:
Projektmanagement
Als Verbundsprojekt dient Arbeitspaket 12 dem Projektmanagement, sodass alle Aktivitäten der leitenden Hochschule (HdM) und der beteiligten Projektpartner in Bezug auf administrative Tätigkeiten und Kommunikation nach außen getragen werden.